Mai 202014
 

Samstag auf dem KHAOS KVLT 2014
Club Zentral – Stuttgart – 19.04.2014

Fyrnask
Lux Divina
Fäulnis
Eis
Eismalsott
Nocte Obducta

FYRNASK

Da sich LUX DIVINA auf ihrem Weg von Spanien verspäten, eröffnen FYRNASK den Abend. In Mönchskutten, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen stimmen die Musiker aus Bonn zu kaltem blauen Licht ihre schwer tragende Mischung auf Ambient und Black Metal an. Viele lassen sich auf die düsteren Klänge ein und versinken in dem sich zusammen brauendem Sturm. Wer sich nicht darauf einlassen kann, kann den Sänger beobachten wie ein zu hoch gestelltes Mikrofon ihn immer wieder die Kapuze verlieren lässt. Auf der Bühne gut auszusehen ist eben schwieriger als man oft denkt.

LUX DIVINA

LUX DIVINA, die Spanier, haben schon einige Band-Jahre auf dem Buckel und haben dank Problemen im Straßenverkehr nun doch den zweiten Slot im Lineup ergattert. Recherchen im Vorfeld haben Vergleiche mit BORKNAGAR und PRIMORDIAL zu Tage gefördert, was einen Innovation und Abwechslungsreichtum erwarten lässt. Nach der Einstimmung mit FYRNASK ist es aber gar nicht so leicht sich experimentelleren Klängen zuzuwenden, weshalb viele auf Essensjagd gehen oder einfach vor der Türe stehen und rauchen. Trotzdem ist vor der Bühne eine gute Stimmung. LUX DIVINA sind zwar schwer zu beschreiben, haben aber wohl schon ihre Anhänger bei uns. Um diese Mischung aus klarem Gesang, Geprügel, Akustik Gitarren und Geschrei zu verarbeiten bedarf es aber bei den meisten wohl ein exklusiveres Umfeld.

FÄULNIS

Mit Fäulnis kommt mein persönlicher Headliner des Abends, dies muss ich trotz meiner Verbundenheit zu Nocte Obducta eingestehen. Dies ist meine erste Live-FÄULNIS und die Erwartungen sind gemischt. FÄULNIS sind zusammen mit EIS auf ihrer „Aufbruch zum Abgrund Tour“ und werden unter Anderem auch auf dem RAGNARÖK Festival zu Gast sein. Seuche hat leider eine lästige Grippe, wobei man ihm das auf der Bühne nicht anmerkt. Das Elende Erscheinungsbild gehört sowieso zur Präsentation der depressiv-destruktiven Songs. Als Besonderheit wird auf dieser Tour „Letharg“ zur Eröffnung gespielt, welches auf Grund seiner Länge wohl selten ins Set mit aufgenommen wurde. Bei „Weiße Wände“ versagt dann leider die Stimme, aber die Tour hat ja noch mehr Tage zu bieten.

EIS

EIS waren lange Zeit als GEIST unterwegs und haben mit Alben wie „Galeere“ schon einen Eindruck in der Szene hinterlassen. Die aktuelle Scheibe nennt sich „Wetterkreuz“ und ist der erste Silberling unter dem neuen Namen. Der Saal ist gut gefüllt und sogar der Schweiß tropft mittlerweile von der Decke. Es herrscht viel Bewegung im Publikum. Es scheint, dass EIS der heimliche Headliner des Abends sind, denn die Temperaturen steigen immer weiter während das Publikum die Haare wehen lässt oder einfach in der Musik schwelgt. Der Musikstil ist eine Mischung aus Doom- und Blackmetal und erzeugt eine eher düster-kalte Atmosphäre. Wo FYRNASK noch besinnlich wirkten, lassen EIS eine beklemmende drohende Kälte entstehen, wie der Name eben schon verspricht.

EISMALSOTT

EIS sind heute nicht nur sie selbst, sondern nach dem ersten Set auch nochmal als EISMALSOTT auf der Bühne und spielen das neue EISMALSOTT Werk „Weißblendung“ .EISMALSOTT nannte sich die Band von der sich EIS abgespaltet haben. „Weißblendung“ ist ein Neuanfang für EISMALSOTT.

Das Publikum scheint zu ignorieren, dass es sich theoretisch um zwei verschiedene Musikprojekte handeln soll und nimmt das zweite Set mindestens genau so energiereich auf wie das eigentliche Eis-Set.

NOCTE OBDUCTA

NOCTE OBDUCTA bieten den Abwechslungsreichen Abschluss des langen Abends. Mal besinnlich-melancholisch, mal brachial-zerstörerisch haben die Mainzer für jeden Geschmack etwas im Repertoire. Nur simpel wird es nie. Stimmungsvoll geht es mit einem Teil des Songs „Dinner auf Uranos“ los, wobei der geneigte Hörer sich mit einem kurzen Teil des eigentlich fast vierzehn minütigen Songs zufrieden geben muss. Nun da alle in anderen Sphären auf Uranos versunken sind folgt „Niemals Gelebt“ und reißt jeden wieder in diese Welt zurück. Mit „Glückliche Kinder“, „Letheum“, „Am Waldrand“ und „Die Pfähler“ werden vor Allem zwar bekannte, aber noch nicht auf CD veröffentlichte Songs intoniert. In der Mitte der Konzerts wird auch wieder die Verschmelzung aus „November“ und „und Pan spielt die Flöte“ dargeboten. Die Komposition ist sehr gut. Es wäre aber durchaus mal interessant die ungekürzte Fassung von Pan erleben zu dürfen, da sich ein so langer Song ja in sich aufbaut und steigert. Mit „Fick die Muse“ von der „Schwarzmetall“ gibt es zum Abschluss noch einmal auf die Fresse.

Setlist

Intro (Interludium Dinner)
Niemals gelebt
Der Durst in meinen Augen
Glückliche Kinder
Letheum
November/Pan
Braineaters
Am Waldrand
Die Pfähler
Fick die Muse

Text: Stefan Brätsch

KHAOS KVLT 2014

KHAOS KVLT 2014

Jun 282013
 

There’s No Tomorrow Open Air 2013

Kilianeum Würzburg, 22.06.2013

Bericht: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

Rotovathor
A Secret Revealed
Apokrypha
Heretoir
Eis
Agrypnie
Helrunar

Eine ungewöhnliche Location, perfektes Wetter und günstige Verpflegungspreise, dazu ein Line-Up, das sich sehen lassen kann für gerade einmal fünf Euro Eintritt – eigentlich gibt es kaum eine Ausrede, dass TNT Open-Air in Würzburg nicht zu besuchen. Die Veranstaltung wird von Fans für Fans organisiert und – mag es auch ziemlich skurril anmuten – von der katholischen Kirche mitfinanziert. Das Kilianeum, ein früheres Benediktinnerinnenkloster und später als bischöfliches Knabenseminar und Internat genutzt, befindet sich nämlich in kirchlicher Trägerschaft und beherbergt unter anderem eine Kapelle und Räume der Diözese Würzburg. Kirchliche Jugendarbeit besteht also mitnichten nur aus Bibelkreisen und Wallfahrten.

Nach und nach erst trudeln die Zuschauer ein und machen es sich zunächst auf den Bänken im Innenhof gemütlich. ROTOVATHOR spielen also vor recht überschaubarem Publikum, allerdings lässt sich das Trio nicht davon stören und verteilt sogar obskure alkoholische Getränke an die Fans. Leider kommt das Viking / Black Metal-Gemisch der Hessen kaum zur Geltung, da die Band mit technischen Problemen zu kämpfen hat und mehrere Stücke abbrechen muss. Auch die nur halbstündige Spielzeit kann deswegen leider nicht voll ausgenutzt werden. Applaus gibt es für das tapfere Trio natürlich trotz der widrigen Umstände.

Wenn man an Würzburg und Metal der extremeren Gangart denkt, kommt einen wahrscheinlich ziemlich schnell DER WEG EINER FREIHEIT in den Sinn. Wohl hauptsächlich aufgrund der Optik der Band, die allein schon dazu geeignet ist die Szenepolizei auf den Plan zu rufen, möchte man SECRET REVEALED in eine Schublade mit ihren schwarzmetallischen Kollegen stecken. Allerdings gehen die Würzburger wesentlich langsamer und melodischer zu Werke und mischen auch Coreanleihen und postrockige Elemente in ihren Sound. Weniger modern, dafür wundervoll angepisst klingt der Kreischgesang, zum Glück verzichtet der Fünfer hier auf Experimente. Das Publikum dankt mit mit kreisenden Häuptern und mehr als nur wohlwollendem Applaus.

Neben den Jungspunden von A SECRET REVEALED wirken die ebenfalls aus Würzburg stammenden APOKRYPHA fast wie Veteranen. Wesentlich brachialer geht der Vierer zu Werke, die Musik kann man am ehesten als Symbiose aus Black-, Death- und Thrash Metal klassifizieren. Die vielen Jahre Erfahrung und die unzähligen gespielten Gigs machen sich natürlich positiv bemerkbar: Routiniert und lässig holzen sich die Würzburger durch eine Auswahl ihrer Veröffentlichungen, natürlich kommt auch die Im Frühjahr erschienene EP
„Procession“ nicht zu kurz. Unterstützt werden die Würzburger am Schlagzeug durch den gutgelaunten Portugiesen João Colaço und können sich eines regen Zuspruchs erfreuen, gerade die brachialen Riffs animieren nicht wenige Besucher zum ausgelassenen Headbangen.

Bei HERETOIR geht es dann ruhiger und atmosphärischer zu, allerdings schlägt sich das nicht negativ auf die Publikumsreaktionen nieder. Durch die gemeinsame Tour mit AGRYPNIE und DER WEG EINER FREIHEIT im Frühjahr konnte das Quartett quer durch die Republik neue Hörer gewinnen, auch heute dürfte es nicht anders sein. Gleich beim Opener „Eclipse“ gibt es stimmliche Unterstützung von AGRYPNIE-Frontmann Torsten, der begeistert aufgenommen wird, desweiteren „Graue Bauten“ vom selbstbetitelten Debüt und sogar „Wiedersehen – Unsere Hoffnung“ vom Split mit THRÄNENKIND. HERETOIR wirken live wesentlich weniger postrockig und – trotz Davids entrückt wirkenden klaren Gesanges – auch weniger melancholisch als auf Albumlänge. Gerade das Instrumental „Inhale“ wirkt so unglaublich stark, und nicht wenige Zuschauer werden wohl ungeduldig auf ein neues Album warten.
Eis - Pseudo Setlist
Tja, EÏS haben heute etwas Pech mit der Technik. Gerade als sich die Band – atmosphärisch wirkungsvoll in Szene gesetzt beim Intro zu „Mann Aus Stein“ – auf ihren Einsatz vorbereitet, kratzt das Intro einfach ab. Was auf der Bühne für verdutze Gesichter und im Publikum für Gelächter sorgt, wird mit lockeren Sprüchen kommentiert und sorgt für eine lockere, gelöste Stimmung, „Mann Aus Stein“ funktioniert freilich auch ohne Intro bestens.
Überhaupt: Egal, ob es sich um Songs der aktuellen Scheibe „Wetterkreuz“, dem nautischen Meisterstück „Galeere“ bis hin zu älteren Stücken wie „Kainsmal“ oder „Winters Schwingenschlag“ handelt, alles wird begeistert aufgenommen. Als besonderes Schmankerl bekommt Würzburg heute die Live-Premiere von „Am Abgrund“ zu hören, auch Alboins Wanderung quer durch das Publikum zu „Bei Den Sternen“ überrascht die Zuschauer. Der mit den Worten: „Dieser Song handelt von einer versunkenen Stadt!“ angekündigte Titel handelt übrigens nicht von Passau (auch wenn das zugegebenermaßen eine Steilvorlage für das sowieso schon amüsierte Publikum war), sondern „Helike“. Nach der lautstark geforderten Zugabe „Durch Lichtlose Tiefen“ verlassen EÏS dann die Bühne, zufriedener als die Band dürften sich eigentlich nur die Besitzer der streng limitierten Pseudo-Setlist fühlen.

Jetzt ist es schon Zeit für den Co-Headliner: AGRYPNIE reißen wie gewohnt Das Publikum schon von der ersten Minute an mit. Die Kombination von „Der Tote Trakt“ und „Kadavergehorsam“ zwingt das Publikum förmlich zum Mitbangen und hebt die Stimmung auf ein Niveau, die im weiteren Verlauf des Konzertes auch nicht wieder abflacht. Mit Frontsau Torsten als Dreh- und Angelpunkt der gesamten AGRYPNIE-Show zeigen auch seine Mitstreiter vollen Einsatz. Und – wie sollte es auch anders sein – bleiben auch die Mainzer nicht von technischen Problemen der Kategorie „Unser Bass-Amp explodiert gleich“ verschont. Natürlich kommt auch die aktuelle Langrille „Aetas Cineris“ nicht zu kurz, leider gibt es kein Stück vom Debüt oder von „Exit“ zu hören. Für viel Freude sorgt allerdings „Augenblick“ von der „Asche“ EP. Wie immer müssen AGRYPNIE bei der Songauswahl Kompromisse machen, allen kann man einfach nicht gerecht werden. Trotzdem bleibt nach „Asche“ und dem obligatorischen Applaus-Zugabe-Spiel ein rundum zufriedenes Publikum zurück.

In der zweitlängsten Nacht des Jahres genießen HELRUNAR das Privileg, komplett bei Dunkelheit spielen zu dürfen. Und das passt auch zum urgewaltigen, kalten und majestätischen Sound der Westfalen.Trotz der modernen Themen werden noch immer tief verwurzelte mythologische Bilder verwendet, diese Vorgehensweise ist ziemlich einmalig und weit entfernt von der metseligen, peinlichen Germanentümelei vieler Bands, die gemeinhin als Pagan Black Metal bezeichnet werden. Auch wenn den Münsteranern heute die Zeit im Nacken sitzt (Mitternacht sollte Schicht im Schacht sein), bleibt noch etwas Zeit für einen kleinen Plausch mit den Fans. Wirklich positiv an einer HELRUNAR-Headlinershow ist, dass neben der aktuellen Scheibe „Sól“ auch das sonst ziemlich vernachlässigte „Baldr Ok Íss“ und das Debüt „Grátr“ angemessen berücksichtigt werden. Natürlich, die Fans lieben „Aschevolk“, „Kollapsar“ und auch die fette „Nebelspinne“, das merkt man ganz deutlich, aber „Schwarzer Frost“ und „Ich bin Die Leere“ lassen dann einfach keine Wünsche mehr offen. Zeit zum Ausruhen bleibt ohnehin nicht, Sänger Skald D. führt gestenreich durch das Programm, in dem das Ringen mit der deutschen Identität ebenso seinen Platz hat wie die Feststellung, dass ohne „Älter als Das Kreuz“ wohl keiner den Heimweg antreten möchte. Als Zugabe gibt es noch „Glámr“, dann verabschieden sich HELRUNAR vom sichtlich zufriedenen Würzburger Publikum.

Eigentlich kann man dem Veranstalterteam nur zu so einem gelungenem Festival gratulieren und im gleichen Atemzug für den Einsatz danken. Bei ca. 600 Besuchern sollte einer Fortsetzung im Jahr 2014 auch nichts im Wege stehen.An den wenigen Kritikpunkten des Vorjahres hat man konsequent gearbeitet: Sorgte das System mit den Bierpässen zunächst für etwas Verwirrung, half dann aber, Wartezeiten an der Essens- und Getränkeausgabe zu verringern. Vorbildlich auch die Ausweiskontrolle am Einlass. Kurzum: Ein stimmiges Gesamtpaket, Fortsetzung einstimmig erwünscht! Bis 2014, Würzburg!

TNT Open Air 2013

TNT Open Air 2013

Mai 202013
 

Wonnemond Festival

Metalmond, 10.05.2013, Sebnitz

Wer neben den obligatatorischen Sommerfestivals noch Lust auf lauschige, familiäre Veranstaltungen hat, kann durchaus das eine oder andere Schmankerl finden. Das Wonnemond Festival am östlichen Rand der Republik bietet seit 2011 die Möglichkeit, das Wochenende nach Himmelfahrt bei gepflegter Beschallung in Ferienlageratmosphäre zu verbringen. Auch wenn sich die Anfahrt nach Sebnitz ein bisschen wie die Story für einen neuen „Wrong Turn“ Kinofilm gestaltet, entschädigt das Gelände im Wald mit toller Aussicht und beheiztem Bierzelt.

Irgendein auf Krawall gebürsteter Wettergott hat heute wohl vor, ein paar Metalheads zu ertränken. Glücklicherweise hört es dann doch endlich auf zu regnen, NEVERTRUST können aber erst mit einstündiger Verspätung auf die Bühne. Die Dresdner erfreuen mit ihrem „Alternative Metal“ genannten Stilmix das noch spärlich vorhandene Publikum.

THE LAST HANGMEN haben erst einmal viel Spaß beim Soundcheck und können dann doch schon ein paar Wagemutige vor die Bühne locken. Kein Wunder, denn die Band hat sich bereits eine Fanbase erspielen können, die nicht nur die Aufnahme des letzten Longplayers „Executing Empires“ via Crowdfunding finanziert hat, sondern die Dresdner auch live tatkräftig unterstützt. Geboten wir melodischer Death Metal skandinavischer Prägung, der gekonnt zwischen Härte und Eingängigkeit pendelt und mindestens zum mitwippen animiert.

Gibt es in Dresden eigentlich ein Nest sehr aktiver, melodisch angehauchter Death Metal Bands? KORPUS marschieren in eine ähnliche Richtung wie ihre Kameraden von THE LAST HANGMEN, verwenden aber neben den typischen Growls auch hin und wieder Screams und Klargesang. Ungewöhnlich sind auch die komplett in deutsch gehaltenen Texte – bei Bands dieser musikalischen Ausrichtung hat so etwas eher Seltenheitswert. KORPUS haben heute den einen oder anderen Nackenbrecher im Gepäck, ein trinkhornbewehrtes Duo mit rot-schwarzer Kriegsbemalung freut sich über die paganen Momente in ‚Mein Herz Ist Mordor‘. Auch der Rest des vor den Bühne versammelten Publikums hat sich inzwischen warmgefeiert.

Eigentlich weiß es ja jeder: Schlamm gehört zu Festivals dazu und beheizte Bierzelte sind gar nicht Heavy Metal. Schon gar nicht mit Sitzbänken! Aber es ist einfach gemütlich…
Auch bei APATHIE finden sich zunächst erst wenige Wagemutige vor der Bühne ein. Dabei bietet das Trio einen Kontrast zum bisherigen Programm: Schneidend kalter, schnörkelloser Black Metal im Stile der Neunziger Jahre, natürlich garniert mit jeder Menge Corpsepaint und Blut. Selten nehmen die Dresdner den Fuß vom Gas, hier dominieren Blastattacken und hasserfülltes Kreischen. Atmosphärischer wäre natürlich ein Auftritt ganz ohne Tageslicht gewesen, aber auch die einbrechende Dämmerung wirkt allemal besser als helles Tageslicht.

KADAVRIK sind an diesem Abend die erste Band, die nicht aus Dresden stammt. Geboten wird hochklassiger, melodischer Death Metal der das Herz jeden Fans der Göteborger Schule höher schlagen lässt. Im Laufe der Jahre hat der Fünfer den eigenen Stil immer weiter entwickelt und verfeinert, melodische Gitarrenläufe verbinden sich mit schwarzmetallischen Einlagen und dezenten Keyboardklängen. Dass die Band schon seit einigen Jahren zusammen auf der Bühne steht, macht sich positiv bemerkbar: Natürlich routiniert, aber trotzdem mit jeder Menge Herzblut spielt sich der Fünfer durch ein Set, welches kaum Wünsche offen lässt. Harsche Midtempo-Stampfer wie ‚Legacy‘, die Ballade ‚On The Edge To Lose It All‘ oder ‚Open Wounds In Salted Sea‘ vom kommenden Album bieten jede Menge Abwechslung, wie gewohnt gibt es auch auf der Bühne jede Menge Bewegung und Showeinlagen (auch wenn Bassist Olli heute unfairerweise im Dunkeln stehen muss).

Die Uhrzeiger marschieren eilig Richtung Mitternacht, auch ist es spürbar kühler geworden. Trotzdem wünschen sich EIS mehr Kälte. Hat man da noch Worte? Passenderweise liefert man diese gleich selbst: Böiger Wind pfeift dem Hörer schon beim Intro von ‚Mann Aus Stein‘ um die Ohren. Der Song selbst wie auch das gesamte „Wetterkreuz“ Album verbreiten eine derart majestätische Kälte, dass es jeden Schweizer Gletscher vor Neid erblassen lässt. In kurzer Zeit kann man auch das bis dahin eher zurückhaltende Publikum mitreißen und endlich aus dem Zelt locken. Kein Wunder, die Band zeigt sich heute hochmotiviert und in Bestform, vergisst neben den neuen Songs auch Klassiker wie ‚Winters Schwingenschlag‘ nicht. Zum Höhepunkt der Show wird aber ‚Helike‘ – Veranstalter Olli übernimmt den Gesang, wohlgemerkt, ohne vorherige Probe! Diese Aktion verdient großen Respekt und wird dementsprechend mit Applaus honoriert. Nach dem ebenfalls umjubelten ‚Kainsmal‘ drängt sich vielen Zuschauern der Gedanke auf, dass der Headliner gerade gespielt hat. Die Stimmung kann jedenfalls heute niemand mehr toppen.

Ob es nun an der späten Stunde liegt oder den alkoholbedingten Ausfällen zu verdanken ist: Bei POSTMORTEM ist spürbar weniger los. Aber getreu dem Motto: „Nur die Harten sind im Garten“ bangt der harte Thrasher eben auf den Knien, wenn es nicht mehr anders geht. Wenn POSTMORTEM etwas perfektioniert haben, dass ist es Zerstörung. Urgewaltig und primitiv zerren die Riffs an der Nackenmuskulatur, hier gibt es nichts Filigranes, Schöngeistiges: die Berliner sind einfach eine brutale Kriegsmaschine, die den Hörer plättet und gebrochen zurücklässt. Fronter Matthias Rütz tut alles, um die letzten Kräfte der Zuschauer zu mobilisieren. Im Gepäck hat man jede Menge Munition größerer Kaliber aus ihrer umfangreichen Diskografie, neuere Stücke wie ‚Santa Muerte‘ sind ebenso vertreten wie ‚Bleeding‘ von „Repulsion“, das mittlerweile schon über 14 Jahre auf dem Buckel hat. So beweisen POSTMORTEM zu fortgeschrittener Stunde noch einmal eindrucksvoll, wo der Hammer hängt und geben dem Wonnemond Festival einen würdigen Abschluss.

Eigentlich bleiben auch kaum Wünsche für 2014 offen. Neben dem Wetter, welches sich sowieso nicht beeinflussen lässt, kann man sich lediglich mehr musikalische Abwechslung wünschen. Vielleicht etwas traditionellen Heavy Metal? Ansonsten gibt es eigentlich keinen Grund zu Beanstandungen, und wenn es Zeit und Geldbeutel zulassen, kann man Sebnitz ruhigen Gewissens einen Besuch abstatten.

Text: Astrid Benitsch

Metalmond Galerie

Metalmond Galerie

Apr 112013
 

Und weiter geht es mit dem ersten Teil der Bands vom Samstag auf dem Ragnarök Festival. Der zweite Teil folgt dann am Sonntag, nachdem ich vom Metal Franconia in der Frankenhalle Dettelbach wieder zurück bin.

11.00- 11.25 RABENWOLF
11.35- 12.00 ASENBLUT
12.10- 12.40 NORTHLAND
12.50- 13.20 MIDNATTSOL
13.35- 14.05 UNDER THAT SPELL
14.15- 14.50 IN VAIN
15.00- 15.40 MALADIE
15.50- 16.30 EIS

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

So richtig ideale Startbedingungen haben RABENWOLF an diesem Samstag morgen ja nicht.Viele potentielle Zuschauer haben bis in den Morgen gefeiert, und im Gegensatz zu Freitag geht es auch schon elf Uhr los. Allerdings scheint die Kälte viele Besucher schon aus den Zelten und in die Halle getrieben zu haben, und nach dem ersten Konterbier sind die Meisten auch fit für die anstehende Show. Als Opener sind RABENWOLF gut geeignet: Eingängig und melodisch ist das Material ihres Debüts „Aus alten Zeiten“, gut geeignet als Einstieg in den langen Festivaltag. Die Hamburger agieren auf der Bühne gut aufeinander eingespielt, auch wenn Gitarrist Lord auf seinem ersten Gig mit der Band noch etwas schüchtern wirkt. Die vor der Bühne versammelten Fans erweisen sich als überraschend textsicher und danken den Rabenwölfen lauthals für diesen tollen Einstand.

Kein Keyboard, kein Frauengesang und keine Flöten: ASENBLUT bleiben zwar in heidnischen Gefilden, gehen das ganze Thema aber wesentlich härter an. Mit leicht thrashigen Anleihen und einem gutgelaunten Tetzel, der so aussieht als hätte er am als Frühsport mal eben noch ein paar Katapulte nach Gondor gezogen, versucht man in der knappen halben Stunde die Halle in Schutt und Asche zu legen. Das gelingt den Göttingern auch ganz gut, mit Songs wie ‚Klingenschmiede‘ oder ‚Nibelungenmähr‘ kann man viele Besucher dazu animieren, den vom Vortag noch schmerzenden Nacken wieder zu belasten. Im Gepäck hat das Quartett ihre neue Langrille „Von Worten und Taten“, die man schon einige Wochen vor dem Release auf dem Ragnarök zum Verkauf anbietet. Nach dieser Show werden wohl auch viele diese Gelegenheit nutzen, denn was Reviewschreiber bemängeln (das klingt ja wie Amon Amarth!) macht live echt Spaß. Bleibt zu hoffen, dass ASENBLUT in Zukunft noch ein paar Stunden später und vor allem länger spielen dürfen.

Preisfrage: In welcher klimatischen Zone vermutet man eine Band, die sich NORTHLAND nennt? Selbst unter Einsatz aller drei Joker hätte man bei Günther Jauch wohl kaum mit „Spanien!“ geantwortet. Nun, die musikalischen Vorbilder stammen hörbar aus dem hohen Norden, allerdings haben die Spanier im Gegensatz zu vielen dieser Bands einen Violinisten, anstatt nur auf Keyboard und Samples zurückzugreifen. Und Pau ist auch nicht gerade einer der ruhigen Sorte, aber generell geht’s bei NORTHLAND südländisch fröhlicher zur Sache. Die Band bezieht das Publikum voll mit ein, und so gibt es zur Mittagsstunde schon die erste Wall of Death und fröhliches Gemoshe. Songs wie ‚Where Heros Die‘ vom ersten Album gehen gut ins Ohr, Fans dürfen mit ‚Whispers in the Wind‘ schon einen Song vom kommenden Album genießen. Schade für Gitarrist Alex, der wegen seiner kaputten Gitarre hinter der Bühne bleiben muss, denn vor und auf der Bühne steppt der Bär.

Wesentlich ruhiger wird es dann bei MIDNATTSOL. Eigentlich sollte man meinen, dass der einzige Auftritt in Deutschland in diesem Jahr wesentlich stärker frequentiert wird, stellt die Band doch eine feste Größe im folkigen Metal dar. Möglicherweise liegt es daran, dass mancher mit dem Begriff „Folk Metal“ Sauflieder und bärtige Männer mit Geigen denkt – typischer Humppa Kram eben. Dazu passt das relativ sanfte Auftreten der deutsch-schwedischen Gruppe wahrlich nicht, da der metallische Anteil sehr in Richtung Gothic Metal tendiert.Schade, dass sich nur wenige den Auftritt von Carmen Elise Espenæs und ihren Mitstreitern ansehen. Denn nach dem Ragnarök heißt es erst einmal: keine weiteren Auftritte bis zum Release des neuen Albums.

Ein Kurswechsel steht dann mit UNDER THAT SPELL an. Genug der sanften Töne, denn jetzt steht knackiger Black Metal an. Ja, viele scheinen darauf gewartet zu haben, denn der Auftritt der Band ist gut besucht. Gegründet Ende 2008 von Dionysos, an den sich mancher noch als Gitarrist bei Helrunar erinnern dürfte, spielen die Osnabrücker eine erfischend eigene Interpretation des Black Metal. Zwar verzichtet man gänzlich auf überflüssigen Bombast oder unangebrachte Innovationen, ist aber andererseits nicht so weit in den Neunzigern verwurzelt, dass kraftloses Gerumpel auf dem Plan steht. Eben Black Metal norwegischer Prägung, mal eher midtempolastig wie ‚I Set the Fire‘, dann wieder rasend schnell, wie ‚Zenith‘. Stellenweise fühlt man sich an ältere Satyricon oder Immortal erinnert, ohne gleich „Plagiat!“ schreien zu wollen. Die heutige Show macht auf jeden Fall Lust auf neues Material, und erfreulicherweise ist ein neues Album bereits angekündigt.

Obwohl IN VAIN mittlerweile ihr drittes Album veröffentlicht haben, scheinen sie vielen Ragnarökbesuchern noch unbekannt zu sein. Nun, von Bands der progressiven metallischen Prägung hat Norwegen wahrlich genug Perlen anzubieten, und neben Bands wie Enslaved, Arcturus, Ulver, Solefald oder Ihsahn scheint es nahezu unmöglich, den geneigten Hörer für sich zu gewinnen. Das könnte sich mit dem neuesten Release, „Ænigma“ und der gemeinsam mit Solefald und Vreid bestrittenen Tour rasch ändern, denn nach dem beschwingt-heidnischen Festivalauftakt mit anschließendem schwarzmetallischem Zwischenspiel können die Norweger das Publikum bereits nach kurzer Zeit mitreißen. Eine wohltuende Abwechslung am frühen Nachmittag, die Fans begeistert und der Band zahlreiche neue Hörer beschert .

Premiere! Nachdem MALADIE für ihr Erstlingswerk „Plague Within“ durchgehend gute Kritiken kassiert haben, ist das diesjährige Ragnarök Schauplatz des ersten Liveauftrittes der Band. Wie ein derartiges Bandkonzept auf der Bühne umzusetzen ist, wird sich im Vorfeld mancher gefragt haben, um dann überrascht festzustellen: Drei Sänger? Dementsprechend wirkt das ganze Szenario auch wie eine Gruppentherapie auf der Quarantänestation, die von Insassen mit einer weiterentwickelten Form von Creutzfeldt-Jakob bevölkert wird. Zum Finale wird auch noch einer der Sänger nach einem Zusammenbruch von der Bühne getragen. Mal schauen, wie sich das weitere Schaffen der Band gestaltet, denn dieser Auftakt lässt Einiges erhoffen.

Es hat sich viel getan im Hause EIS. Nachdem die Band Ende 2011 zum Duo zusammengeschrumpft ist, konnte man der Hörerschaft 2012 mit dem Release von „Wetterkreuz“ beweisen, dass man auch zu zweit in der Lage ist, weiterhin intelligenten, kalten und vor allem eigenständigen Black Metal zu kreieren. Bandkopf Alboin ist in Bestform, nach dem Opener ‚Mann aus Stein‘, der wie auf dem Album mit einem Kinski-Zitat eröffnet wird, zeigt sich auch, dass er die Titel von „Galeere“ stimmlich wunderbar umsetzen kann. Zum Highlight wird dann ‚Kainsmal‘, welches mit tatkräftiger Unterstützung von Seuche umgesetzt wird. Viele werden den Mann von seinem Hauptprojekt Fäulnis kennen. Spätestens bei ‚Winters Schwingenschlag‘ gibt es dann kein Halten mehr, und für viele wird der Auftritt von EIS einer der Höhepunkte des Ragnarök sein.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Samstag Teil 1

Jan 202011
 

Grüße!

Viel zu lang hat es gedauert, aber nun kann ich verkünden das die letzten Events und Konzerte endlich alle online sind. Bin leider nicht eher dazu gekommen. Hatte unter anderem ein paar Probleme mit meinen bisher genutzten Programmen und bin daher nun zur Nachbearbeitung auf meinen Mac umgestiegen. Aber nun wünsche ich hier viel Spaß beim Anschauen.

Im einzelnen handelt es ich um Bilder des Chaos Empire Konzerts mit Todtgelichter und Eis, dem Weltenbaum Festival, ebenfalls im From Hell, und der dortigen Weihnachtsparty. Hinzu kommen noch Bilder von Silvester (inkl. Feuerwerk) aus Jena, genauer dem Black Night). Last but not least gibt es auch die Bilder vom letzten Samstag wo ich zu Gast auf dem „Hell over Weimar“ im Kasseturm in Weimar war. Dort spielen Endless Hate, Nebelkrieg, Sturmgewalt, Orchestra Macabre und Necrology auf.

Zu den Bildern:

Chaos Empire mit Eis und Todtgelichter:

Weltenbaum Festival mit Varg:

Weihnachtsparty im From Hell:

Silvester im Black Night/Jena:

Hell over Weimar 2 im Kasseturm/Weimar:

Kommentare sind natürlich wie immer erwünscht.