Apr 112013
 

Und weiter geht es mit dem ersten Teil der Bands vom Samstag auf dem Ragnarök Festival. Der zweite Teil folgt dann am Sonntag, nachdem ich vom Metal Franconia in der Frankenhalle Dettelbach wieder zurück bin.

11.00- 11.25 RABENWOLF
11.35- 12.00 ASENBLUT
12.10- 12.40 NORTHLAND
12.50- 13.20 MIDNATTSOL
13.35- 14.05 UNDER THAT SPELL
14.15- 14.50 IN VAIN
15.00- 15.40 MALADIE
15.50- 16.30 EIS

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

So richtig ideale Startbedingungen haben RABENWOLF an diesem Samstag morgen ja nicht.Viele potentielle Zuschauer haben bis in den Morgen gefeiert, und im Gegensatz zu Freitag geht es auch schon elf Uhr los. Allerdings scheint die Kälte viele Besucher schon aus den Zelten und in die Halle getrieben zu haben, und nach dem ersten Konterbier sind die Meisten auch fit für die anstehende Show. Als Opener sind RABENWOLF gut geeignet: Eingängig und melodisch ist das Material ihres Debüts „Aus alten Zeiten“, gut geeignet als Einstieg in den langen Festivaltag. Die Hamburger agieren auf der Bühne gut aufeinander eingespielt, auch wenn Gitarrist Lord auf seinem ersten Gig mit der Band noch etwas schüchtern wirkt. Die vor der Bühne versammelten Fans erweisen sich als überraschend textsicher und danken den Rabenwölfen lauthals für diesen tollen Einstand.

Kein Keyboard, kein Frauengesang und keine Flöten: ASENBLUT bleiben zwar in heidnischen Gefilden, gehen das ganze Thema aber wesentlich härter an. Mit leicht thrashigen Anleihen und einem gutgelaunten Tetzel, der so aussieht als hätte er am als Frühsport mal eben noch ein paar Katapulte nach Gondor gezogen, versucht man in der knappen halben Stunde die Halle in Schutt und Asche zu legen. Das gelingt den Göttingern auch ganz gut, mit Songs wie ‚Klingenschmiede‘ oder ‚Nibelungenmähr‘ kann man viele Besucher dazu animieren, den vom Vortag noch schmerzenden Nacken wieder zu belasten. Im Gepäck hat das Quartett ihre neue Langrille „Von Worten und Taten“, die man schon einige Wochen vor dem Release auf dem Ragnarök zum Verkauf anbietet. Nach dieser Show werden wohl auch viele diese Gelegenheit nutzen, denn was Reviewschreiber bemängeln (das klingt ja wie Amon Amarth!) macht live echt Spaß. Bleibt zu hoffen, dass ASENBLUT in Zukunft noch ein paar Stunden später und vor allem länger spielen dürfen.

Preisfrage: In welcher klimatischen Zone vermutet man eine Band, die sich NORTHLAND nennt? Selbst unter Einsatz aller drei Joker hätte man bei Günther Jauch wohl kaum mit „Spanien!“ geantwortet. Nun, die musikalischen Vorbilder stammen hörbar aus dem hohen Norden, allerdings haben die Spanier im Gegensatz zu vielen dieser Bands einen Violinisten, anstatt nur auf Keyboard und Samples zurückzugreifen. Und Pau ist auch nicht gerade einer der ruhigen Sorte, aber generell geht’s bei NORTHLAND südländisch fröhlicher zur Sache. Die Band bezieht das Publikum voll mit ein, und so gibt es zur Mittagsstunde schon die erste Wall of Death und fröhliches Gemoshe. Songs wie ‚Where Heros Die‘ vom ersten Album gehen gut ins Ohr, Fans dürfen mit ‚Whispers in the Wind‘ schon einen Song vom kommenden Album genießen. Schade für Gitarrist Alex, der wegen seiner kaputten Gitarre hinter der Bühne bleiben muss, denn vor und auf der Bühne steppt der Bär.

Wesentlich ruhiger wird es dann bei MIDNATTSOL. Eigentlich sollte man meinen, dass der einzige Auftritt in Deutschland in diesem Jahr wesentlich stärker frequentiert wird, stellt die Band doch eine feste Größe im folkigen Metal dar. Möglicherweise liegt es daran, dass mancher mit dem Begriff „Folk Metal“ Sauflieder und bärtige Männer mit Geigen denkt – typischer Humppa Kram eben. Dazu passt das relativ sanfte Auftreten der deutsch-schwedischen Gruppe wahrlich nicht, da der metallische Anteil sehr in Richtung Gothic Metal tendiert.Schade, dass sich nur wenige den Auftritt von Carmen Elise Espenæs und ihren Mitstreitern ansehen. Denn nach dem Ragnarök heißt es erst einmal: keine weiteren Auftritte bis zum Release des neuen Albums.

Ein Kurswechsel steht dann mit UNDER THAT SPELL an. Genug der sanften Töne, denn jetzt steht knackiger Black Metal an. Ja, viele scheinen darauf gewartet zu haben, denn der Auftritt der Band ist gut besucht. Gegründet Ende 2008 von Dionysos, an den sich mancher noch als Gitarrist bei Helrunar erinnern dürfte, spielen die Osnabrücker eine erfischend eigene Interpretation des Black Metal. Zwar verzichtet man gänzlich auf überflüssigen Bombast oder unangebrachte Innovationen, ist aber andererseits nicht so weit in den Neunzigern verwurzelt, dass kraftloses Gerumpel auf dem Plan steht. Eben Black Metal norwegischer Prägung, mal eher midtempolastig wie ‚I Set the Fire‘, dann wieder rasend schnell, wie ‚Zenith‘. Stellenweise fühlt man sich an ältere Satyricon oder Immortal erinnert, ohne gleich „Plagiat!“ schreien zu wollen. Die heutige Show macht auf jeden Fall Lust auf neues Material, und erfreulicherweise ist ein neues Album bereits angekündigt.

Obwohl IN VAIN mittlerweile ihr drittes Album veröffentlicht haben, scheinen sie vielen Ragnarökbesuchern noch unbekannt zu sein. Nun, von Bands der progressiven metallischen Prägung hat Norwegen wahrlich genug Perlen anzubieten, und neben Bands wie Enslaved, Arcturus, Ulver, Solefald oder Ihsahn scheint es nahezu unmöglich, den geneigten Hörer für sich zu gewinnen. Das könnte sich mit dem neuesten Release, „Ænigma“ und der gemeinsam mit Solefald und Vreid bestrittenen Tour rasch ändern, denn nach dem beschwingt-heidnischen Festivalauftakt mit anschließendem schwarzmetallischem Zwischenspiel können die Norweger das Publikum bereits nach kurzer Zeit mitreißen. Eine wohltuende Abwechslung am frühen Nachmittag, die Fans begeistert und der Band zahlreiche neue Hörer beschert .

Premiere! Nachdem MALADIE für ihr Erstlingswerk „Plague Within“ durchgehend gute Kritiken kassiert haben, ist das diesjährige Ragnarök Schauplatz des ersten Liveauftrittes der Band. Wie ein derartiges Bandkonzept auf der Bühne umzusetzen ist, wird sich im Vorfeld mancher gefragt haben, um dann überrascht festzustellen: Drei Sänger? Dementsprechend wirkt das ganze Szenario auch wie eine Gruppentherapie auf der Quarantänestation, die von Insassen mit einer weiterentwickelten Form von Creutzfeldt-Jakob bevölkert wird. Zum Finale wird auch noch einer der Sänger nach einem Zusammenbruch von der Bühne getragen. Mal schauen, wie sich das weitere Schaffen der Band gestaltet, denn dieser Auftakt lässt Einiges erhoffen.

Es hat sich viel getan im Hause EIS. Nachdem die Band Ende 2011 zum Duo zusammengeschrumpft ist, konnte man der Hörerschaft 2012 mit dem Release von „Wetterkreuz“ beweisen, dass man auch zu zweit in der Lage ist, weiterhin intelligenten, kalten und vor allem eigenständigen Black Metal zu kreieren. Bandkopf Alboin ist in Bestform, nach dem Opener ‚Mann aus Stein‘, der wie auf dem Album mit einem Kinski-Zitat eröffnet wird, zeigt sich auch, dass er die Titel von „Galeere“ stimmlich wunderbar umsetzen kann. Zum Highlight wird dann ‚Kainsmal‘, welches mit tatkräftiger Unterstützung von Seuche umgesetzt wird. Viele werden den Mann von seinem Hauptprojekt Fäulnis kennen. Spätestens bei ‚Winters Schwingenschlag‘ gibt es dann kein Halten mehr, und für viele wird der Auftritt von EIS einer der Höhepunkte des Ragnarök sein.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Samstag Teil 1

Mrz 272013
 

Thy Wicked, Ahnengrab, Asenblut, Riger

23.März 2013 (19:30), Club From Hell/Erfurt-Bindersleben

Thy Wicked
Ahnengrab
Asenblut
Riger

Allmählich sollte es ganz eindeutig Frühling werden, doch der Winter hat Thüringen auch Ende März weiter fest im Griff. Doch genauso, wie der Winter einfach nicht aufhören mag, findet auch die Feierei im Club From Hell in Erfurt kein Ende. Der all wochenendliche Feiermarathon reißt auch dieses Wochenende nicht ab und für 15 Euro an der Abendkasse geben sich diesen Samstag die paganischen Krieger von THY WICKED, AHNENGRAB, ASENBLUT und RIGER gegenseitig die Klinke in die Hand, um Erfurt ordentlich Feuer unterm Hintern zu machen.

Und so soll es auch geschehen! Pünktlich 20 Uhr legt die erste Band los. THY WICKED gibt es seit 2000 und die Jungs sind heute aus dem fernen Frankenland angereist, um einen ordentlichen Auftakt hinzulegen. Die Rothenburger schmeißen hemmungslos eine laute und intensive Pagan-Viking-Blackmetal Show auf die Bretter und auch wenn das Publikum sich das Geschehen auf der Bühne lieber mit noch ein wenig Abstand anschaut, nicken doch einige Köpfe und fliegt das ein oder andere Haar. Der abwechslungsreiche Sound aus melodischen und sehr groovigen Parts reißt die Erfurter dann doch zusehens mit und bringt einiges an Bewegung in den noch jungen Abend. Dann jedoch wird es plötzlich dunkler auf der Bühne und auch der Sound steigt aufgrund eines kurzen Stromausfalls aus. Sehr unschön für die Band und echt eine Frechheit, doch Strom und Technik sollen diesen Abend noch öfter ein wenig rumzicken. Nachdem Strom, Sound und Licht sich wieder komplett eingefunden haben, rocken THY WICKED aber natürlich tapfer weiter. Mit ihrer lauten und offenen Show, sowie einer leidenschaftlichen Bühnenpräsenz gelingt es den Franken auf jeden Fall das Publikum ordentlich anzuheizen und für eine gute und ausgelassene Stimmung zu sorgen.

Beste Voraussetzungen, um gleich weiter aufzudrehen und so liegt es nach einer kurzen Umbaupause an den Metalheads von AHNENGRAB den tollen Auftakt fortzusetzen. Die Recken aus Frankfurt an der Oder locken das Publikum immerhin schon ein wenig näher an die Bühne und legen ohne große Umschweife los. Nach dem Intro beginnt die Band los zu ballern und nur der Mann mit der Stimme wird noch auf der Bühne vermisst. Just in time legt der dann aber einen dramatischen Auftritt hin und so geht’s knallhart und schön laut mit dem Song ‚Furcht‘ von AHNENGRABs zweiter, 2012 erschienenen, Platte „Omen“ los. Das willige Publikum bekommt ordentlich etwas auf die Ohren und nicht nur ihre neusten Werke haben die Brandenburger mitgebracht. Es gab auch die ein oder andere Melodie vom ersten Album „Ahnengrab“ zu hören, so z.B. ‚Einherjer‘ und ‚Die letzte Fahrt‘. Dabei begeistern die Jungs mit einer wirklich besonderen und ganz eigenen Show. Neben den harten und richtig fiesen Metalsounds finden sich doch auch sehr berührende Melodien und Riffs, die ins Ohr gehen und ihre Mucke wirklich zu einem Highlight machen. Das lässt natürlich auch das Publikum nicht kalt und so wird in den ersten Reihen artig gebangt und auch der Applaus lässt nicht zu wünschen übrig. Fäuste werden in die Luft gereckt und der Band verdienter Respekt gezollt. Auch wenn der Strom sich mittendrin erneut kurz verabschiedet, gelingt den Jungs hier doch ein sehr eindrucksvoller Auftritt, der den Saal weiter anständig auf Betriebstemperatur bringt.

An der heißen Stimmung kann auch der Umbau nichts ändern und so herrschen perfekte Voraussetzungen für die Recken von ASENBLUT und die muss man natürlich nicht lange bitten, ganz im Gegenteil! Die Göttinger sind heiß Erfurt dem Erdboden gleich zu machen. So wird auch gleich ordentlich losgeballert. Dabei haben die Männer einige besondere Leckerbissen. Neben älteren Meisterwerken, wie ‚Klingenschmiede‘ vom ersten Full-length Album „Aufbruch“ werden dem wilden Publikum vor allem einige Schmuckstücke vom neusten Presswerk „Von Worten und Taten“ um die Ohren gehauen. Obwohl es die Scheibe erst ab Ende April gibt, haben die netten Jungs von ASENBLUT ihr Werk den braven Erfurtern heute schon mitgebracht. Von der neuen Scheibe gibt es dann sogleich unter anderem ‚Nibelungenmär‘ ‚, ‚Ringfluch‘ und ‚Wahn und Chaos‘ zu hören und bei allem was einem heilig ist: Erfurt bebt wahrlich. ASENBLUT wüten nicht nur mit brutalen und richtig fies lauten Sounds, sondern auch mit einer hammerharten Bühnenshow. Allen voran Frontmann und Sänger Tetzel, welcher dem willigen Thüringer Publikum nun wirklich keine Chance mehr lässt und sie förmlich bis vor an die Bühne zerrt. Ganz Rampensau sorgt der starke Mann hinterm Mikro für ordentlich Abriss auf und eine Menge bangender Köpfe vor der Bühne. Laut werden die Niedersachsen bejubelt und die Fäuste in die Luft gehoben und auch ein neuerlicher Ausfall der Technik kann an der Bombenstimmung nichts ändern. ASENBLUT geben Erfurt wirklich den Rest und dabei steht der Headliner des Abends doch noch aus.

Wo soll das nur enden, stellt sich da die Frage, doch es gibt nur ein kurzes Luftholen und nach einer trügerischen Stille vor dem Sturm kommen nun RIGER über das Publikum, um ihnen nach feinster RIGER-Manier den absoluten Gnadenstoß zu geben. Besonderer RIGER-Hingucker ist natürlich Sänger Ingo, der, zur Freude aller anwesenden Weiber, es sich nicht nehmen ließ während der Show seinen Prachtkörper zu präsentieren und es den Damen somit wahrlich schwer machte, sich auf die Musik zu konzentrieren, denn bei RIGER gibt es nicht nur optisch, sondern auch soundtechnisch ordentlich was zu erleben. Auch heute Abend beeindrucken die Männer aus Frankfurt an der Oder mit ihrem ganz besonderen Sound. Melodische Gitarrenriffs und infernalische, doomige Passagen bieten ordentlich Abwechslung für die Ohren, komplettiert durch die sehr variablen Vocals, die von finsterem Growlen über aggressives Gekeife, bis hin zum RIGER-typischen Geflüster reichen. Zu hören gibt es Songs quer durchs Beet. Sowohl aus dem jüngsten Werk „Streyf“, als auch ältere Klassiker wie ‚Auf die Ahnen‘ von der Scheibe „Des Blutes Stimme“ oder ‚Zunft der Lügner‘ und ‚Angriff‘ von der 2004 erschienenen „Gjallar“. RIGER rocken Erfurt in eine Trance und das Publikum ist absolut nicht zu halten. Während die Frauen schmachten, sind die Herren schwer mit bangen, saufen und feiern beschäftigt. RIGER machen im wahrsten Sinne alle glücklich und bieten eine Show, die man einfach nur genießen muss. Egal ob man einfach nicht aufhören kann den Jungs beim Wütend zuzuschauen oder direkt vor der Bühne richtig derbe eskaliert, ist es ein unglaublich erlebenswerter Gig und jeder der nicht da sein kann, sollte zusehen sich RIGER dieses Jahr z.B. auf dem Ragnarök-Festival anzuschauen. Auch ein neuerlicher Ausfall der Technik, fairer Weise bei nun wirklich jeder Band, zieht diese Megashow nun wirklich nicht runter.

Wieder mal verleben wir einen tollen Abend im Club From Hell in Erfurt, mit vier wirklich tollen Bands und einem unglaublichen Publikum und tierisch zickiger Technik, aber hey: Ordentlich zerstört und eine Menge zerzauste Haaren sind der Beweis, dass die Bands ihren Job verdammt gut machen und sie sich hoffentlich bald mal wieder hier Blicken lassen. Danke für einen großartigen Abend. Cheers !

Text: Stefanie Seliger

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